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LiMa – Räumliche Zugänglichkeit und Intimität – Herman Hertzberger

Die gestufte Folge von Informationen durch architektonische Mittel bewirkt ein allmähliches Hinein – und Hinausgehen. … Durch die Wahl geeigneter architektonischer Mittel kann also der Privatbereich weniger festungsartig wirken und zugänglicher werden, während der mehr auf die Übertragung von Verantwortung an den Einzelnen und auf die persönliche Betreuung der Interessenten bedachte öffentliche Bereich wiederum intensiver in Anspruch genommen wird, und dadurch eine Bereicherung erfährt.

Wurde in den ausgehenden 1960er Jahren der Trend zu einer größeren Offenheit der Gesellschaft im allgemeinen und der Gebäude im Besonderen, wie zur Strasse als öffentlicher Raum par excellence laut, wächst nun das Streben nach einer Beschränkung der Zugänglichkeit und der Zuflucht in die eigene „Burg“, aus Angst vor Aggression und dem Wunsch sich in den eigenen Wänden sicher zu fühlen.

Doch insofern, als das Gleichgewicht zwischen Offenem und Geschlossenem die Spiegelung unserer eher offenen Gesellschaft ist, dürften z.B. in den Niederlanden mit ihrer fest verankerten Tradition die denkbar günstigsten Verhältnisse für die Errichtung von grundsätzlich offenen Bauten und gastlicheren Strassen gegeben sein.

zitiert und entnommen aus: Herman Hertzberger; Vom Bauen. Vorlesungen über Architektur. Aries Verlag, 1995, S. 84